Im systemischen Coaching geht es nicht in erster Linie um Methoden, sondern um eine Haltung. Eine Haltung, die davon ausgeht, dass Menschen grundsätzlich fähig sind, ihr Leben selbst zu gestalten – wenn sie den Raum, die Zeit und die richtigen Fragen bekommen, um ihre eigenen Lösungen zu finden. Diese Grundannahme verändert alles: Sie stellt nicht das Problem in den Mittelpunkt, sondern die Möglichkeiten.
Haltung statt Methode
Viele Menschen kommen ins Coaching mit der Erwartung, eine Anleitung oder eine klare Lösung zu erhalten. Doch systemisches Coaching funktioniert anders. Es bietet keine fertigen Antworten, sondern öffnet Perspektiven.
Die Haltung der Coachin oder des Coaches ist dabei entscheidend: nicht wissend, nicht bewertend, sondern neugierig, respektvoll und offen. Es geht darum, das Gegenüber als Expertin oder Experten des eigenen Lebens zu sehen – und als jemand, der bereits über viele Ressourcen verfügt, um mit den Herausforderungen umzugehen.
Diese Haltung lässt sich nicht einfach „anwenden“ wie eine Methode. Sie ist eine innere Haltung, die sich durch die eigene Reflexion, Achtsamkeit und Lebenserfahrung entwickelt.
Alles hängt zusammen
Im systemischen Denken betrachten wir nicht nur einzelne Personen, sondern immer die Beziehungen, in denen sie leben und handeln. Kein Mensch existiert isoliert. Wir sind Teil von Systemen – Familie, Teams, Organisationen, Freundschaften – und stehen in ständiger Wechselwirkung mit unserer Umwelt.
Diese Sichtweise verändert, wie wir auf Situationen schauen. Ein Konflikt ist dann nicht mehr „das Problem einer Person“, sondern ein Ausdruck des gesamten Systems, das versucht, ein Gleichgewicht zu finden. Im Coaching bedeutet das, nicht zu fragen: „Was stimmt mit dir nicht?“, sondern: „Was möchte sich hier zeigen?“ oder „Welche Funktion erfüllt dieses Verhalten im System?“
So entstehen neue Zugänge, neue Möglichkeiten und manchmal auch überraschende Einsichten.
Die Haltung der Allparteilichkeit
Ein zentraler Aspekt systemischer Haltung ist die Allparteilichkeit. Sie bedeutet, dass keine Position oder Perspektive bevorzugt wird. Jede Sichtweise hat ihre Berechtigung und ihren Sinn im jeweiligen Zusammenhang.
Diese Haltung schafft Sicherheit und Vertrauen – weil sie frei von Bewertung ist. Der Raum, der dadurch entsteht, ermöglicht ehrliche Gespräche, echtes Zuhören und die Erfahrung, verstanden zu werden, ohne beurteilt zu werden.
Verantwortung und Selbstwirksamkeit
Systemisches Coaching stärkt das Bewusstsein dafür, dass wir Teil des Systems sind – und damit immer auch Einfluss nehmen. Das heißt: Wir sind nie nur „Opfer“ der Umstände, sondern immer auch Mitgestaltende.
Diese Erkenntnis kann herausfordernd sein, aber auch unglaublich befreiend. Wenn ich erkenne, dass ich Teil des Systems bin, dann habe ich auch die Möglichkeit, etwas zu verändern. Selbst kleine Schritte können Wirkung zeigen – manchmal an unerwarteter Stelle.
Im Coaching entsteht so ein Raum, in dem Menschen lernen, Verantwortung zu übernehmen – nicht im Sinne von Schuld, sondern im Sinne von Gestaltungskraft.
Eine Haltung für das Leben
Wer systemisch arbeitet, tut das nicht nur im Coachingraum. Die Haltung überträgt sich auf den Alltag, auf Beziehungen, auf die Art, wie wir anderen Menschen begegnen.
Es ist eine Haltung des Respekts, des Nicht-Wissens, des Vertrauens in die Selbstorganisation von Systemen – und letztlich des Mitgefühls.
Systemisches Coaching als Haltung bedeutet, neugierig zu bleiben. Immer wieder innezuhalten. Den eigenen Standpunkt zu hinterfragen. Und anderen mit echtem Interesse zu begegnen, ohne sie verändern zu wollen.
Diese Haltung schafft Verbindung – zu sich selbst und zu anderen.
Schlussgedanke:
Systemisches Coaching ist keine Technik, sondern eine Einladung: hinzuschauen, zu verstehen und zu vertrauen. Es ist eine Haltung, die mehr ermöglicht, als sie vorgibt. Und vielleicht ist genau das ihre größte Stärke.
Ich begleite Paare, Familien und auch Coaches dabei, Konflikte als Chance zu nutzen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, freue ich mich über deine Nachricht.







